Entscheidung nach den Ferien?

Vorbemerkung:

Ich unterlasse es der Schönheit der deutschen Sprache wegen, in meinen Blogbeiträgen zwischen männlicher und weiblicher Form zu unterscheiden. Zwischen den Geschlechtern wird daher im Folgenden explizit nur unterschieden, wo ich im Leben tatsächlich Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Verhalten und Sein wahrnehme.

Geschieden wird selten spontan. Einer Scheidung gehen sowohl innerlich als auch äusserlich verschiedene Phasen voraus: Es beginnt vielleicht mit einem Unwohlsein in Gegenwart des Partners, doch man schiebt dieses Gefühl beiseite oder traut der eigenen Wahrnehmung nicht. Vielleicht spürt man zwar, dass etwas nicht mehr passt, hofft aber auf eine positive Veränderung. Vielleicht getraut man sich nicht, das Thema gegenüber dem Partner anzusprechen und weiss nicht wie weiter. Viele von uns brauchen in der Phase vor der Trennung/Scheidung Unterstützung zu mehr Klarheit über den Status Quo der Beziehung. Solche Hilfe kann von Seiten der Freunde oder von einer Fachperson kommen. Manchmal sind es aber auch bloss die letzten gemeinsamen Ferien, in denen klar wird, ob man mit dem Partner zusammenbleiben oder sich trennen will:

GESCHIEDEN WIRD SELTEN SPONTAN.

So gibt es diejenigen Paare, die in den Ferien wieder näher zueinander finden. Grund dafür ist, dass Alltagsstress und Routine in den Ferien wegfallen und sie sich in einem neuen Rahmen neu begegnen können. Anderen Paaren wiederum geht es umgekehrt: Für jene wird genau dieses Wegfallen der alltäglichen Routine zum Stress, denn sie können sich in den Ferien nicht mehr wie sonst gewohnt ausweichen. Dann gibt es diejenigen Paare, die sich innerlich bereits vom Partner getrennt haben und wissen, dass sie aus der Beziehung aussteigen wollen. Sie wollen aber vielleicht noch ein letztes Mal so tun, als wäre alles in Ordnung. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn sie den Luxus der Ferien nochmals geniessen wollen. Es kann aber auch sein, dass sie in den Ferien den gemeinsamen Kindern nochmals den Eindruck einer intakten Familie vermitteln wollen. Und schliesslich gibt es noch diejenigen, die sich sowieso erst trennen, wenn eine Alternative am Horizont auftaucht.

Ähnliche Gedanken wie in den Ferien, haben sich auch viele Paare während des Corona-Lockdowns gemacht. 

Die Entscheidung sich zu trennen oder zusammen zu bleiben, ist nicht einfach. Dies gilt umso mehr, wenn Kinder oder gegenseitige Abhängigkeiten da sind. Beide Entscheidungen haben verschiedene Konsequenzen auf persönlicher, finanzieller und sozialer Ebene. Ich halte es daher für sinnvoll, nichts zu überstürzen: Nehmen Sie sich Zeit, mit ehrlichen Freunden zu sprechen. Ziehen Sie eine Fachperson zu Rate, um sich über allfällige rechtliche Konsequenzen klar zu werden. Lassen Sie sich eine Weile emotional begleiten. Und erst dann - nachdem sie sich alles angehört haben - ziehen Sie sich zurück in die Stille: Hören Sie auf die Stimme, die aus Ihrem Inneren auftaucht und geben Sie ihr Raum. Ich bin sicher, dass Sie so, wenn die Zeit reif ist, selber genau wissen und spüren werden, welcher nächste Schritt bei Ihnen angesagt ist.